#5: Loops

8. Mrz 2022 | Allgemein | 0 Kommentare

Hallo und herzlich willkommen zu Vatern, dem Podcast über Vater werden, Partner bleiben und Mann sein.

Wir kommen zu einer Folge, auf die ich mich sehr, sehr freue. Es geht um Loops. Und wahrscheinlich hast du das auch schon gehört in anderen Situationen. „Keep me in the loop.“ Und: „Ich muss erstmal den Loop schließen.“

Ich stolperte das erste Mal über diese Loops in der Erwachsenenbildung, als es um Edutainment ging. Und um die Frage, wie kann ich die Aufmerksamkeit meiner Zuhörer binden? Wie kann ich einen Loop öffnen, den ich im Verlauf eines Vortrags dann wieder schließe, so dass die Leute dabei bleiben? Und zwar so, dass ihr Gehirn aufmerksam bleibt und auf das achtet, was ich denn zu sagen habe.

Da wurde uns also beigebracht, für die gute Sache Loops zu öffnen. Und ich begann nachzudenken, wo entstehen denn sonst noch Loops? Und vielleicht sind sie gar nicht für die gute Sache. Vielleicht ist es gar nicht so, dass mir hier jemand was Wertvolles beibringen möchte, sondern vielleicht entstehen Loops auch im Alltag.

Die drei Ebenen von Loops im Alltag

Ich untersuchte diesen Gedankengang. Und ich kam auf drei Ebenen von Loops, die entstehen. Genauso wie sie in einem Vortrag entstehen, nur sagt es dir keiner.

Mikroloops

Ganz leicht und unmittelbar nachvollziehbar sind die Loops, die ich Mikroloops nenne. Das ist zum Beispiel, wenn du gerade etwas auf dem Herd stehen hast, möchtest aber noch eine Windel wechseln. Oder du musst noch die Post wegbringen auf dem Weg zur Arbeit. Und das muss noch schnell nebenher geschehen. Oder du musst die Kliniktasche zusammenpacken und musst dran denken, die Zahnbürste noch mit reinzuschmeißen.

Du merkst schon, das sind kleine Sachen, die miteinander durcheinanderkommen. Und oft ist es so, dass du dann im Nachhinein denkst, war da nicht noch irgendwas? Habe ich da nicht irgendwas vergessen?

Mikroloops erleben wir die ganze Zeit. Sie prägen unseren Alltag. In der Regel geht es dabei um Sachen im Minuten- oder Stundenbereich. Und charakteristisch ist, dass es eben häufig über den Tag vorkommt.

Makroloops

Die nächste Ebene von Loops nenne ich Makroloops. Das sind Zeitbereiche in deinem Leben, in denen etwas Größeres passiert, zum Beispiel die Vorweihnachtszeit oder eine Fahrt in den Urlaub. Oder du bist in einer neuen Stelle. Oder eben eine Schwangerschaft geschieht.

Das Zeitfenster hierfür können also Tage bis Monate sein. Und bemerkenswert ist, dass die Mikroloops und die Makroloops sich gegenseitig beeinflussen.

Das heißt, es kann sein, dass dein Postwegbringen ungleich stressiger in der Vorweihnachtszeit ist, weil es dann eben nicht drei Briefe sind, sondern fünf Päckchen. Es kann sein, dass du eine Urlaubsfahrt hast und dass mit den Windeln und dem Essen auf einmal ganz andere Dringlichkeiten, ganz anderes Chaos produziert wird, als du hättest, wenn du daheim wärst. Es kann sein, dass dein Kopf so mit einer neuen Stelle beeinträchtigt ist, dass du wirklich Schwierigkeiten hast, dich zu erinnern, wo du eigentlich die Kliniktasche hingelegt hast. Und deine Frau beginnt gerade mit den Wehen.

Die Makroloops sind also genauso wie Mikroloops in aller Regel irgendwie von außen kommend, irgendwie vom Leben kommend, aber sie färben ganze Bereiche deines Lebens, ganze Zeitbereiche ein und interagieren mit den Mikroloops.

Megaloops

Die dritte Ebene der Loops ist dir möglicherweise, auch wenn die ersten zwei klar sind, nicht ganz so bekannt. Vielleicht hast du sie noch nie festgestellt. Das sind die Megaloops. Megaloops sind die großen Loops, die großen Schleifen, auf denen wir so durchs Leben surfen.

Du erkennst sie zum Beispiel, wenn Man-Sätze immer wieder kommen. Sachen, die in deiner Familie gesagt wurden. „Man macht dies nicht. Man macht das nicht.“ Möglicherweise Ängste, die immer wieder zu dir gekommen sind.

Trennungsängste, die dazu geführt haben, dass du dich in Beziehungen auf ganz bestimmte Art und Weise verhältst. Verarmungsängste, die dazu führen, dass du im einem bestimmten Job oder in Abhängigkeitskonstellationen bleibst, weil das immerhin besser ist, als zu verarmen. Oder immer wiederkehrende Themen, sei es in deiner Beziehung zu deinen Familienmitgliedern oder eben zu Partnern.

Introducing: „Glaubenssätze“. Das ist ein Begriff, der in der Selbstentwicklung von ganz großer Bedeutung ist, weil du da auch gar nicht so intuitiv rankommst. Und das sind in meinen Augen die Megaloops, die auch wieder Einfluss haben auf die Makroloops und auf die Mikroloops.

Wenn du zum Beispiel Angst hast vor Verlust oder vor Trennung, dann ist möglicherweise eine Urlaubsfahrt eine ganz andere Situation für dich, als wenn du einfach Lust hast auf eine neue Erfahrung. Dann kann es auch sein, dass die Vorweihnachtszeit ganz besonders emotional aufgeladen wird. Das wiederum kann auf der Mikroebene bedeuten, dass die Geschenke irgendeine ganz hohe Bedeutung haben. Dass die Verpackung viel komplizierter sein muss, weil du dich sonst nicht wohlfühlst, als dass vielleicht bei anderen Leuten ist, für die das alles ein relativ entspannter Sonntag und vielen Sonntagen ist.

Wie du diese Loops verändern kannst

Du siehst, diese einzelnen Loops haben miteinander zu tun. Sie beeinflussen sich. Die Mikroloops beeinflussen die Makros, die Makros die Megas und die Megas die Mikros. Und andersrum geht der Pfeil genauso.

Hacks für Mikroloops

Nun kannst du viele Sachen finden, um die Mikroloops zu verändern. Das ist das, wie Ratgeberliteratur aufgebaut ist. Dafür gibt es Hacks (oder in Schwaben Trick 17). Es sind Sachen, an denen du schnell arbeiten kannst oder mit geringem Aufwand irgendwas verändern kannst.

Aber du hast grade schon an meiner Darstellung gemerkt, möglicherweise ändert das gar nicht das Prinzip deines Handelns. Möglicherweise ist das etwas, was ein bisschen an der Oberfläche ist. Du kannst natürlich mit einer Checkliste deine Kliniktasche im Vorfeld klären. Damit ist noch nicht deine Verlustangst, weil die Situation unkontrollierbar wird, irgendwie in den Griff bekommen, sondern du hast nur eine weitere Checkliste.

Die Mikroebene, also die Mikroloops, gehen mit Hacks zu klären, mit Checklisten zu klären, mit Notizzetteln und mit To-Do- oder Not-To-Do-Listen.

(Meta)kommunikation für Makroloops

Die Makroebene geht eine Ebene tiefer. Und das steht schon gar nicht mehr so in den Beratungsbüchern, weil das nicht so einfach zu fassen ist.

Hier geht es um die Kommunikation von Bedürfnissen. Hier geht es um die Metakommunikation zu dem, woher du kommst. Hier geht es um das gemeinsame Bilden einer Vision, wo willst du hin?

Das sind Gespräche, die nicht zwischen Tür und Angel stattfinden, die nicht automatisch entstehen, sondern für die du dir Zeit nehmen darfst, für die du ein Ritual einbauen darfst. Und wir werden uns viel mit dieser Ebene hier auseinandersetzen, mit Bedürfnissen. Deinen eigenen Bedürfnissen, denen deiner Partnerin, denen deiner Kinder, denen deiner Beziehung, denen deiner Familie.

Und du wirst sehen, dass Veränderungen auf der Ebene der Makroloops Auswirkungen haben werden auf die der Mikroloops. Weil manche Hacks dann nicht mehr nötig sind. Weil manches sich dann einfach ändert, wenn es eine neue Rahmung der Bedeutung gibt. Wenn die Makroloops geklärt werden und es nicht mehr so viel rumpelt, dann werden auch die Mikroloops nicht mehr so hin und her geschleudert. Dann wirst du auch nicht mehr in deinem Tag so hin und her geschleudert.

Coaching für Megaloops

Und der Zugang auf die dritte Ebene, auf die Megaloops, das ist tiefe Reflektion. Die erreichst du im Coaching. Die erreichst du in der Therapie. Und mein Ziel ist natürlich auch, im Podcast immer wieder dahinzukommen, dass wir an diese Glaubenssätze gehen, dass wir gucken, welche Man-Sätze sind denn bei dir drin, welche trägst du mit dir und sind jetzt an der Zeit zu reflektieren? Was sind Ängste, derer du dir bewusst werden darfst und über die du Klärung finden darfst? Und was sind die Ressourcen, die dabei in dir sind, die du einbringen darfst in deine Partnerschaft, in dein Mannsein, in dein Vatersein?

Wie gehst du mit den Ebenen um?

Und du merkst schon, die Mikroebene, das ist was Einfaches. Das ist was Schnelles. Das ist was, worauf man sich gerne stürzen kann. Aber manchmal hat das so einen Beigeschmack von „operative Hektik ersetzt geistige Windstille“. Dafür sind wir nicht da. Dafür hörst du jetzt nicht schon die vierte Folge.

Du bist interessiert an etwas anderem, im vollen Bewusstsein, dass es schwieriger ist, das zu verändern, dass es langsamer geht, dass es frustrierender sein kann. Aber dass es eben auch eine nachhaltigere Änderung macht, dass es auf anderen Ebenen positive Auswirkungen hat und dass es dich zum Besseren verändert.

Darum, ganz konkret, wie gehst du auf die Ebenen? Und natürlich möchte ich nicht, dass du dabei die Mikroebene weglässt. Du darfst die bedienen, wie du möchtest. Die Mikroebene kannst du durch Lesen, Reden, Umsetzen abfrühstücken. Du hast Probleme mit deinem Zeithaushalt? Lies ein Buch über Zeitmanagement. Sprich mit deiner Partnerin drüber, dass du ab jetzt einen Wochenplan machen möchtest. Und dann machst du einfach einen. Fertig. Mikroebene erledigt.

Die Makroebene läuft ein bisschen anders. Da geht es um Denken, Reden, Nachfassen. Das heißt, da darfst du wirklich erstmal in eine Ruhe gehen, in eine Nach-innen-kehr. Und dann darfst du das wieder teilen. Und das ist so wichtig. Deswegen betone ich es immer wieder.

Und dann darfst du nachfassen. Und zwar selber nach ein paar Wochen gucken. Bin ich da rausgekommen, wo ich wollte? Aber auch mit anderen Menschen (da ist in dem Moment wahrscheinlich die wichtigste deine Partnerin) gucken, wie schaut denn das von außen aus? „Wie erlebst du das denn? Hast du den Eindruck, dass ich das erreiche, was ich angefangen habe?“

Und auf der Megaebene, da geht es noch ganz anders los. Da geht es nämlich zur Öffnung hin mit einer Frage. Und zwar eine Frage, die du dir selbst stellst. Eine Frage, die du deiner Partnerin stellen kannst. Und wo du, bevor die Frage nicht formuliert ist, noch nicht weißt, was dabei rauskommt.

Und das, was dabei rauskommt, das lade ich dich ein festzuhalten. Und zwar um eben deinen Status Quo wertzuschätzen. Es ist völlig in Ordnung, den ersten Gedanken, die erste Antwort auf diese offene Frage („Was macht mich denn da grade aus? Was bewegt mich denn da?“) erstmal so zu notieren, erstmal so bei dir zu haben, um zu wissen, wo du überhaupt stehst.

Und davon kommt die Weiterentwicklung, so dass die Megaloops bearbeitet werden über Fragen, Festhalten, Weiterentwickeln.

Wurzeln und Flügel

Und du siehst, das ist viel offener, das ist manchmal auch viel diffuser. Die Abfolge ist aber ganz ähnlich wie in dem Satz von Goethe: „Zwei Dinge sollen Kinder von ihren Eltern bekommen. Wurzeln, solange sie klein sind und Flügel, wenn sie größer werden.“ Und genau das Gleiche darfst du dir auch nehmen für dein Hineinwachsen in die Rolle. Werde dir deiner Wurzeln bewusst. Und je weiter du kommst, umso mehr darfst du dir auch deiner Flügel bewusst werden.

Und dann, wenn das beides zusammenkommt, wenn du dir deiner Wurzeln bewusst bist, wenn du dir deiner Flügel bewusst bist, dann entsteht etwas Neues. Das ist die Phase gerade in deinem Leben. Dann entsteht was Neues. Und dabei wünsche ich dir ganz, ganz viel freudvolles Einlassen in das, wie du dich jetzt kennenlernen darfst.

Wenn dir diese Folge gefallen hat, lade ich dich ganz herzlich ein, sie weiterzuleiten. Vielleicht kennst du ein, zwei Menschen, die davon wirklich profitieren können. Schreibe mir eine Bewertung auf Podcast oder auf Spotify. Melde dich gerne, falls du Fragen hast oder Ideen für weitere Themen unter vatern@christophmauer.de.