#6: Medikamente in der Schwangerschaft – und wie du sie vermeidest
Herzlich Willkommen Bei Vatern. Mein Name ist Christoph Mauer und heute geht es um Medikamente in der Schwangerschaft. Vatern ist der Podcast für alle gerade werdenden und alle frisch gewordenen Väter, die sich zu ihrem besten Vater entwickeln wollen.
Und da gehört das dazu. Um ein wenig den Überblick zu behalten, möchte ich heute nur über die Medikamente bei den sechs häufigsten Beschwerden in der Schwangerschaft sprechen. Dies ist keine ärztliche Beratung. Wenn du Fragen hast, die über das, was heute hier gesagt wird, hinausgehen, wenn du ganz konkrete Fragen hast, dann bitte ich dich, mit eurer Gynäkologin oder mit eurem Gynäkologen zu sprechen. Das Anhören dieser Episode ersetzt nicht das Gespräch mit einem Arzt.
1. Medikamente bei Schmerzen
Eine sehr häufige Beschwerde in der Schwangerschaft sind Schmerzen. Und vielleicht hast du davon schon gehört: nicht jedes Medikament gegen Schmerzen ist in der Schwangerschaft gleich gut geeignet. Grundsätzlich kommen zwei Präparate in Frage.
Paracetamol in der Schwangerschaft
Das erste ist das Paracetamol und es ist deswegen gut zu merken, weil es immer geht, also in jedem Monat der Schwangerschaft bis zur Geburt. Davon werden ein bis zwei Tabletten auf einmal genommen, also 500mg bis 1.000mg. Insgesamt können bis zu acht Tabletten am Tag genommen werden. Du siehst, für leichte und leichte, aber nervige Schmerzen kann das durchaus eine gute Möglichkeit sein.
Ibuprofen in der Schwangerschaft
Das zweite Präparat ist Ibuprofen. Und wie alle anderen sogenannten nicht-steroidalen Antirheumatika, dazu würden auch Aspirin oder Diclofenac gehören, ist Ibuprofen nur für die ersten beiden Drittel der Schwangerschaft überhaupt zugelassen. Deswegen ist Paracetamol möglicherweise das, was du dir besser merken kannst.
Grundsätzlich gilt, und das ist auch bedeutsam vor dem Hintergrund aktueller Forschung: so wenige Medikamente wie möglich und in so geringer Dosierung wie möglich. Denn es ist noch nicht ganz abschließend geklärt, ob nicht irgendwelche subtilen Veränderungen, die dann vielleicht Jahrzehnte später rauskommen, passieren können, wenn so ein Fetus was abbekommt. Die groben Fehlbildungen sind für die beiden Präparate ausgeschlossen, aber das heißt nicht, dass du sie verteilen kannst wie Drops.
Schmerzen behandeln und vorbeugen ohne Medikamente
Sondern an allererster Stelle bei Schmerzen in der Schwangerschaft ist, speziell bei Kopfschmerzen, an die frische Luft gehen. Zweitens regelmäßiger Sport, regelmäßig und mäßig. Drittens, tatsächlich für ernsthafte Ruhe und Entspannung sorgen. Und viertens darf sich eine werdende Mutter auch mal krankschreiben lassen.
Du merkst schon, bei all diesen Sachen hast du auch eine gewisse unterstützende Funktion. Denn es kann sein, dass deine Partnerin sich beweisen möchte, dass sie was durchhält, vielleicht auch nicht Lust hat, alleine rauszugehen, auch nicht Lust hat, sich alleine zu bewegen. Und möglicherweise kann es auch sein, dass du ihr helfen kannst, sich zu entspannen.
Das heißt, du gehst da in eine ganz konkrete Verantwortung. Und auch wenn dir das eine Sekunde lang nicht schmeckt, dann darfst du einfach mal aufstehen und darfst dich bisschen mitbewegen oder darfst mit rausgehen.
2. Medikamente bei Fieber
Die zweite Beschwerde, wo Paracetamol zur Verwendung kommt, ist bei Fieber. Grundsätzlich gilt aber, dass Fieber nicht prinzipiell behandelt werden muss, und wenn, dann macht es Sinn, als erstes die Ursache zu suchen.
Warum muss es nicht prinzipiell behandelt werden?
Na ja, weil das eine normale Regulationsleistung des Körpers ist, und wenn er was zu tun hat, dann dreht er die Körperkerntemperatur nach oben, dann funktionieren die Enzyme besser. Das ist eine Aussage, die in ihrer Kürze immer noch so gültig ist.
Nichtsdestotrotz: wenn eine Infektion irgendwo schwelt und die nicht entdeckt wird, weil Fieber einfach nur gesenkt wird und abgewartet wird, dann ist das kein schlaues Vorgehen. Deshalb beim Arzt vorstellen, wenn Fieber länger dauert, und wenn Fieber mit Beschwerden irgendwo im Körper einhergeht.
3. Medikamente bei Sodbrennen
Die nächste Beschwerde, die bei fast der Hälfte der Schwangeren auftritt, ist Sodbrennen, in aller Regel nur für eine kurze Phase. Das hängt damit zusammen, dass sich der Druck im Bauch verändert, wie du dir vielleicht schon gedacht hast, aber auch damit, dass das Bindegewebe insgesamt weicher wird. Das ist eine kluge Vorbereitung auf den Moment der Geburt.
Es ist aber so, dass das im ganzen Körper mannigfaltige Auswirkungen hat und eine davon ist, dass dann eben die Feinkoordination leiden kann von einem Muskel, der zum Beispiel den Zugang für die Speiseröhre zum Magen hin dicht hält. Wenn die Spannung nachlässt, dann fließt Magensäure nach oben.
Grundsätzlich gibt es dafür zwei Präparate, die derzeit zugelassen sind. Das ist das Omeprazol und das Sucralfat. Beide funktionieren, beide brauchen aber auch eine Verschreibung. Das heißt, bei Sodbrennen, was jetzt häufiger ist als einmal innerhalb dieser zehn Monate, ist es eine ganz sinnvolle Idee, mit dem behandelnden Arzt zu sprechen. Das können auch Hausärzte machen, das muss nicht grundsätzlich der Gynäkologe machen.
4. Medikamente bei Heuschnupfen
Ungefähr 20 Prozent der Schwangeren haben Heuschnupfen. Und speziell Patientinnen, die das vorher schon hatten, können auch in der Schwangerschaft nervige Tage haben, an denen die Nase zu ist oder aber Verstärkungen von Allergien gegen Nahrungsmitteln oder gegen andere Stoffe, die vorher schon da waren und dann eben nochmal deutlicher werden in ihrer Symptomatik.
Heuschnupfen vorbeugen ohne Medikamente
Der Nummer-eins-Weg dagegen ist den Auslöser aus dem Leben zu verbannen. Wenn das Nahrungsmittel sind, darf deine Frau darauf verzichten. Das bedeutet, dass auch du, beim Einkaufen darauf achtest, was du ins Haus bringst.
Medikamente bei Heuschnupfen in der Schwangerschaft
Ein Medikament, was sehr gut funktioniert und was du möglicherweise schon kennst, ist Ceterizin. Das wird in der Regel abends genommen, weil es ein ganz kleines bisschen müde machen kann. Es muss nur einmal am Tag genommen werden in der Mehrzahl aller Fälle. Und das hat keinen Auswirkungen auf das ungeborene Kind, die bekannt wären.
Vitamin C zur Eindämmung von Heuschnupfen
Zudem, und das steht auf Beipackzetteln in der Regel nicht drauf, ist Vitamin C ausgesprochen antihistaminerg, so nennt man diesen Weg, wie allergische Reaktionen, und da gehört der Heuschnupfen eben dazu, eingedämmt werden können.
Denn der zentrale Botenstoff dafür ist das Histamin. Und eine antihistaminerge Substanz hemmt genau dessen Freisetzung und führt dadurch zu einer Reduktion der Beschwerden. Vitamin C bekommst du in der Apotheke. Achte darauf, dass du es über den Tag verteilt nimmst, beziehungsweise in dem konkreten Fall jetzt, deine Frau über den Tag verteilt daran erinnerst, dass sie es einnehmen kann.
Denn die Halbwertzeit im Körper ist in der Regel so zwischen einer und zwei Stunden und dann lässt die Wirkung eben auch nach. Darum ist es bei Vitamin C so, dass es klug ist, es über den Tag zu verteilen und dafür keine so hohen Dosen auf einmal.
5. Medikamente bei Schilddrüsenunterfunktion
Die nächste ganz übliche Beschwerde ist die Schilddrüsenunterfunktion, die Hypothyreose. Bei Frauen, die vor der Schwangerschaft schon eine hatten, ist es in 85 Prozent der Schwangerschaften so, dass die Dosis erhöht werden muss.
Warum ist das überhaupt von Bedeutung? Eine unbehandelte oder unerkannt verschlimmerte Schilddrüsenunterfunktion kann dazu führen, dass die Neuronen des Kindes, also das Gehirn, nicht so gut entwickelt, wie es könnte. Na ja, es ist dann etwas dümmer als es sein müsste. Darum wird von den Gynäkologen auch in der Geburtsvorbereitung regelmäßig und frühzeitig geschaut, wie der Status der Schilddrüsenhormone ist. Und an dem lässt sich dann ganz gut feststellen, ob es notwendig ist, was reinzumachen.
Die Idee ist üblicherweise und bei den allermeisten Behandlern und so sagt es auch die Leitlinie der Gynäkologen, lieber ein bisschen mehr, lieber eine latente Hypothyreose etwas überkompensieren, und das lässt sich mit den Laborwerten ganz gut machen, als zu riskieren, dass irgendwas beim Kind hängenbleibt, was man da nicht möchte.
Das heißt, in aller Regel wäre es dann so, dass die paar Frauen, bei denen eine latente Hypothyreose, also eine nicht furchtbar ausgeprägte, aber dennoch laborchemisch nachweisbare, während der Schwangerschaft auftritt, dann eben erstmals ein sogenanntes Levothyroxin bekommen.
Da gibt es ganz viele verschiedene Hersteller davon, ein gut bekanntes und standardmäßig gebbares Präparat. Und in der Regel ist es auch so, dass sie das dann nicht mehr brauchen nach der Schwangerschaft. Das lässt sich auch wieder über Laborwerte messen.
Und die Patientinnen, die vorher schon eine Hypothyreose haben, die nehmen dann eben mehr und nehmen wieder ihre normale Menge, wenn die Schwangerschaft vorbei ist. Das ist also etwas, worauf ihr achten könnt, das wird aber auch von einem Gynäkologen untersucht.
6. Medikamente bei Verstopfung
Eine der wirklich häufigen Beschwerden im Verlauf der Schwangerschaft ist Verstopfung, sie betrifft vier von zehn Frauen.
Schritt 1 bei Verstopfung in der Schwangerschaft: Trinken und Ballaststoffe
Nummer-eins-Therapie dagegen ist, ein bisschen mehr trinken und ballaststoffreich ernähren. Ballaststoffe findest du hauptsächlich in Gemüse, außerdem in Vollkornprodukten und ein bisschen wohl auch im Obst. Du merkst schon, in dem, was man handelsüblich als gesunde Ernährung bezeichnet.
Das ist eine herzliche Einladung an dich und an deine Partnerin, sich intensiv damit auseinander zu setzen, was ihr so in euch reinstopft. Speziell natürlich auch, weil es schon sein kann, dass in der Schwangerschaft manchmal eine mehr lustbetonte Ernährung stattfindet.
Was völlig in Ordnung ist und es lässt sich auf gar keinen Fall irgendwie abreden, dass das vielleicht eine gute Idee wäre. Aber das lustbetonte soll nicht die Basis sein. Sondern es soll für die schönen Momente des Tages sein. Die Basis besteht aus einer gemüsereichen, vollkornlastigen, mit Obst garnierten Vollwerternährung.
Schritt 2 bei Verstopfung in der Schwangerschaft: Quellstoffe
Die nächste Eskalation, wenn das nicht ausreichen sollte, sind Quellstoffe. Die bekommst du inzwischen auch in jedem Supermarkt, die bekommst du in jeder Drogerie. Es sind üblicherweise Leinsamen, Weizenkleie und indische Flohsamenschalen. Nur, um es nochmal zu sagen, bei Quellstoffen muss deine Frau viel trinken nebenher, damit die Stoffe auch was zum Quellen haben.
Schritt 3 bei Verstopfung in der Schwangerschaft: Präparate
Für den Fall, dass das nicht ausreicht, werden als nächstes Präparate kommen, die durch den Darm durchgehen und dabei den Stuhl beschleunigen oder sagen wir mal, weicher machen, so dass das ein bisschen geschmeidiger geht.
Das sind in der Regel entweder Lactulose (macht manchmal ein bisschen Blähungen) oder Macrogol. Nur weil die im Darm sind, sind die noch nicht im Körper. Und das ist der Charme ähnlich wie bei Flohsamenschalen oder Leinsamen. Die ziehen sich Wasser und machen den Stuhl letztlich soft. Das klappt ganz gut. Und bevor du darüber nachdenkst: die alten Hausmittel wie Rizinusöl oder Paraffin sind nicht indiziert.
Fazit und hilfreiche Links
Grundsätzlich, wenn du über irgendwelche Medikamente mehr wissen möchtest in der Situation, gibt es eine Website der Charité Berlin (embryotox.de), wo du gleich auf die Seite kommst, auf der du eine Suche nach Beschwerden machen kannst oder nach Krankheitsbildern und da die üblichen Medikamente jeweils einmal diskutiert werden mit Vor- und Nachteilen.
Grundsätzlich, und zusammenfassend:
1. So wenige Medikamente wie möglich in so niedriger Dosis wie möglich.
2. Keine Mischpräparate, sondern Monopräparate, bei denen also nur ein Wirkstoff in einer Tablette ist.
3. Denke so alternativ, wie du es dir vorstellen kannst. Und unterstütze deine Partnerin dabei, mit natürlichen Methoden den Beschwerden entgegenzutreten. Das ist immer der erste Schritt.
Und erst, wenn das auch bei ernsthaftem Bemühen nicht funktioniert, wende dich bitte an eure Gynäkologin oder euren Gynäkologen und besprecht, welche anderen Möglichkeiten noch da sind.
Eine Schwangerschaft kann euch in euren Gewohnheiten und euren Tagesabläufen also durchaus herausfordern. Aber es ist eben auch so, dass eine Schwangerschaft keine Krankheit ist, sondern einfach nur eine veränderte Situation des Körpers. Sie kann sich aber manchmal so anfühlen, wie eine Krankheit. Und dafür seid gerne gewappnet.
Vielen Dank, dass du zugehört hast, vielen Dank für deine Zeit. Und ich bin sehr gespannt, was du zu dieser Folge zu sagen hast. Schreibe mir gerne eine E-Mail an vatern@christophmauer.de oder sende mir eine Sprachnachricht auf speakpipe.com. Und nun speichere embryotox.de in deinen Favoriten!